Zangemeister WH, Stark L: 1981; 374: 540-559 Annals NY Acad Sci Summary
Textsprache des Originals: Englisch
Kopfbewegungen spielen eine wichtige Rolle beim Sehen: Die Wechselwirkung zwischen Augen- und Kopfbewegungen beinhaltet sowohl ihre gemeinsame Rolle beim Ausrichten des Blicks als auch fuer den kompensatorischen vestibulär oculaeren reflex (VOR). Diese gemeinsame Rolle und Interaktion in Bezug auf Körperhaltung und Fortbewegung haben seit der Zeit von Barany, Magnus und Dodge das Interesse von Neurologen geweckt. Koordinierte Blickbewegungen haben normalerweise eine anfängliche Auge-im-Kopf-Sakkade (=schnelle Augenbewegung) auf das Ziel, gefolgt von einer synkinetischen und viel langsameren Kopfbewegung. Auf der Ebene der elektromyographischen [EMG] Signallatenzen sind diese synchron: Die viskoinertiale Dynamik der Kopf- und Nackenmuskulatur unterscheidet sich diesbezueglich von der viskoelastischen Dynamik der Augen- und Extraokularmuskulatur, d.h. sie ist viel langsamer. Die Sakkade ist vorbei, bevor sich die Kopfposition geändert hat. Der durch die folgende Kopfbeschleunigung erzeugte vestibuläre Augenreflex [VOR] treibt die kompensatorische Augenbewegung [CEM], Auge-im-Kopf, in die entgegengesetzte Richtung, so dass die Augenposition im Raum auf dem Ziel bleibt. Die CEM und ihre VOR-Komponente werden durch visuelle Eingaben und andere Faktoren wie u.a. Prediction und Amplitude beeinflusst. Resultierende Über- oder Unterschreitungen des optimalen Fixationspunktes werden durch spätere Sakkaden korrigiert. Diese Merkmale wurden bei Primaten und beim Menschen analysiert, und klinische Studien haben mit der Erforschung pathologischer Veränderungen begonnen.
Neben dieser klassischen koordinierten Blickbewegung [Typ I] gibt es andere Blickmuster, die im Allgemeinen durch Asynchronität der neuronalen Steuersignale bestimmt werden, wie sie in den experimentell aufgezeichneten EMGs reflektiert werden. Oft tritt die Kopfbewegung sehr spät auf [Typ II] z.B bei kleinenn Amplituden; manchmal mit einer vorausschauenden, nicht-VOR-ausgleichenden, antizipatorischen Augenbewegung [ACEM], die während des Intervalls vor der Kopfbewegung auftritt. Wenn die Kopfbewegung früh auftritt, [Typ III], werden Augensakkaden häufig durch die Interaktion mit dem laufenden VOR verlangsamt oder abgeschnitten. Eine sehr späte Augensakkade, die auftritt, nachdem die Kopfbewegung und das VOR abgeschlossen sind [Typ IV], ist die Folge einer frühen Kopfbewegung, die durch verschiedene experimentelle Protokollbedingungen beeinflusst wird. Diese Blickmuster spiegeln die erhöhte Flexibilität der Kopfbewegungen im Vergleich zu den eher stereotypen Augensakkaden. Klinische Beispiele zeigen die vielfältigen Interaktionen von Auge und Kopf in Blickbewegungen bei Patienten mit homonymer Hemianopsie.